77. Festival de Cannes

14.05.2024 bis 25.05.2024
Cannes

 

Den Preis der Ökumenischen Jury in Cannes 2024 erhielt der Film "The Seed of the Sacred Fig" von Mohammad Rasoulof (Deutschland, Frankreich, Iran 2024), der auch den Preis der Jury der internationalen Filmkritik (Fipresci) gewann. Der iranische Regisseur war kurz zuvor nach einer Verurteilung zu Peitsche und Gefängnis aus seinem Heimatland geflohen und trat in Cannes erstmals an die Öffentlichkeit. Bereits 2020 wurde sein Film "There is No Evil" (Doch das Böse gibt es nicht, Iran 2020) auf der Berlinale mit dem Preis der Ökumenischen Jury und dem Goldenen Bären ausgezeichnet.

Die internationale Festivaljury unter dem Vorsitz der amerikanischen Schauspielerin und Regisseurin Greta Gerwig verlieh die Goldene Palme an "Anora" von Sean Baker (USA 2024) und Silberne Palmen an "All We Imagine As Light" von Payal Kapadia (Frankreich, Indien, Niederlande, Luxemburg 2024; Grand Prix der Jury) und "Emilia Pérez" von Jacques Audiard (Frankreich 2024; Prix du Jury). Rasoulofs "The Seed of the Sakcred Fig" wurde mit einem Prix Spécial der Jury ausgezeichnet.

In diesem Jahr feierte die Jury œcuménique in Cannes ihr 50. Jubiläum. Sie verlieh aus diesem Anlass im Namen von INTERFILM und SIGNIS, den Trägerorganisationen der Jury, seinem Werk zu Ehren einen Sonderpreis an Wim Wenders, der für seine Filme in Cannes zuvor bereits drei ökumenische Auszeichnungen erhalten hat - Preise der ökumenischen Jury für "Paris, Texas" (1984) und "Perfect Days" (2023) sowie eine Lobende Erwähnung für "The Salt of Earth" (2024).


Die ökumenische Jury trat 1974 bei der 27. Ausgabe des Festivals erstmals zusammen und verlieh ihren Preis an "Angst essen Seele auf" von Rainer Werner Fassbinder. Eine Lobende Erwähnung erhielt damals "The Conversation" (Der Dialog) von Francis Coppola, der in diesem Jahr mit seinem Film "Megalopolis" im internatiuonalen Wettbewerb des Festivals vertreten ist.

Zum Jubiläum der Jury hat Jean-Luc Gadreau, designierter Festivaldelegierter von INTERFILM in Cannes und Präsident von Interfilm France, ein Video mit Statements ehemaliger Preisträger der Jury œcuménique (Wim Wenders, Atom Egoyan, Ken Loach, Hirokazu Kore-eda, Mohsen Makhmalbaf, Krzysztof Zanussi und Denys Arcand) produziert. Außerdem wurde ein Booklet mit Grußworten von Julia Helmke (Präsidentin von INTERFILM), Helen Osman (Präsidentin von SIGNIS), David Lisnard (Bürgermeister von Cannes) und Festivalleiter Thierry Frémaux sowie einer Liste der Preisträger erstellt.

Download: 50 Years of the Ecumenical Jury at the Festival de Cannes

Link: Website der Jury œcuménique

Link: Website des Festivals

50 Jahre Ökumenische Jury in Cannes

Auszeichnungen

2024

Wenn Religion mit politischer Macht und dem Patriarchat verknüpft ist, kann sie die intimsten Beziehungen und die Würde des Einzelnen zerstören, wie dieses iranische Familiendrama zeigt. Die Jury war beeindruckt von der reichen Symbolik des Films, seinem mutigen und hoffnungsvollen Ende, seinen humorvollen Momenten und seiner herzzerreißenden Spannung. Die Subtilität und Nüchternheit seiner dramaturgischen und filmischen Gestaltung lassen ihn zu einer Metapher für jede autoritäre Theokratie werden.

Mehr zum Festival

Gestern sind die 77. Filmfestspiele in Cannes mit der Verleihung der Preise zu Ende gegangen. Die Liste der Preisträgerinnen wurde über den gesamten Globus hinweg in allen Nachrichten bekanntgegeben. Weniger bekannt ist, dass an allen Orten der großen Filmfestivals eine ökumenisch und international besetzte Jury aus allen Kontinenten und christlichen Konfessionen zusammenkommt.
2024 war das Jahr der Frauen in Cannes, was sich unübersehbar bei den Preisen niederschlug. Die Goldene Palme ging zwar an einen Mann, den Amerikaner Sean Baker, mit Mikey Madsen hat sein Film „Anora“ allerdings eine kämpferische weibliche Hauptdarstellerin. In seiner Dankesrede widmete Baker den Preis allen weiblichen Sexarbeiterinnen.
Einen politischen Höhepunkt hatte man sich in Cannes für das Finale aufgehoben, den Film „The Seed of the Sacred Fig“ (Die Saat des heiligen Feigenbaums) von Mohammad Rasoulof. Unter den Bedingungen der iranischen Zensur wirkt Rasoulofs Film wie ein suizidales Projekt.
Das Festival von Cannes geht zu Ende und allenthalben wird spekuliert, wer in diesem Jahr die Goldenen Palme gewinnen könnte. Die New York Times sieht zwei Filme vorne, die überall als Favoriten gehandelt werden. Eine vorläufige Bilanz.
In Cannes liebt man die großen Namen des internationalen Autorenkinos und lädt sie gerne in den Wettbewerb ein - in diesem Jahr unter anderem Paul Schrader und Jia Zhang-ke. Fortsetzung der Festivalberichterstattung von Peter Paul Huth.