71. Locarno Festival

01.08.2018 bis 11.08.2018
Locarno
Ökumenische Jury Locarno 2018

Die Ökumenische Jury in Locarno 2018, v.l.: Alina Birzache (Präsidentin), Anna Piazza, Baldassare Scolari und Dietmar Adler

Die Ökumenische Jury vergab ihren Preis beim 71. Locarno Festival an "Sibel" von Guillaume Giovanetti und Çağla Zencirci. Der Film ist eine internationale Koproduktion aus Frankreich, Deutschland, den Niederlanden und der Türkei. Er wurde auch mit dem Preis der iinternationalen Filmkritik (Fipresci) und dem zweiten Preis der Jugendjury ausgezeichnet. Der Goldene Leopard ging an "A Land Imagined" von Yeo Siew Hua aus Singapur, der auch eine Lobende Erwähnung der Ökumenischen Jury erhielt. Eine weitere Lobende Erwähnung verlieh die Ökumenische Jury an "Diane" von Kent Jones aus den USA.

Das 71. Internationale Filmfestival in Locarno, das jetzt "Locarno Festival" heißt, wurde am 1. August eröffnet. Es war der letzte Festivaljahrgang unter der künstlerischen Leitung von Carlo Chatrian, der als Nachfolger Dieter Kosslicks nach Berlin berufen wurde.

Locarno ist ein "Festival der Entdeckungen", vor allem im Wettbewerb, der ersten und zweiten Filmen von jungen Regisseuren und Regisseurinnen eine Chance gibt. Daneben steht das populärere Programm der Piazza Grande mit Entdeckungen anderer Festivals, etwa des neuen Films von Spike Lee, "BlacKkKlansman", der in Cannes mit einer Lobenden Erwähnung der ökumenischen Jury ausgezeichnet wurde.

Auf der Piazza Grande fand auch die Eröffnungszeremonie statt. In ihrem Rahmen wurde ein Film der Leo McCarey gewidmeten Retrospektive gezeigt, "Liberty" von 1929, sowie der französische Film "Les Beaux Esprits" (Team Spirit) von Vianney Lebasque aus dem Programm der Piazza Grande.

Die Ökumenische Jury, die in diesem Jahr auf vier Mitglieder verkleinert wurde, vergibt ihren Preis an einen Film des internationalen Wettbewerbs. Er ist mit CHF 20.000 dotiert, die für die Förderung des schweizer Verleihs des Preisträgers bestimmt sind.

Link: Festival-Website

Auszeichnungen

2018

Der Film erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die in einem Dorf in der türkischen Schwarzmeerregion lebt. Dort werden eine überlieferte Pfeif-Sprache und  alte Rituale gepflegt. Weil sie stumm ist, wird Sibel von der Gesellschaft marginalisiert. Sie verbringt die meiste Zeit im Wald, auf der Suche nach einer Freiheit, die sie im Dorf nicht findet. Die Liebesbegegnung mit einem mysteriösen Flüchtigen ist der Ausgangspunkt eines Emanzipationsprozesses, durch den sie sich als Frau entdeckt. Der Film zeigt ein kraftvolles Bild einer Figur, die  patriarchalische Strukturen und  Identitäten in Frage stellt und so zu einem Beispiel für die Würde der anderen Frauen in der Gemeinschaft wird.

Regie:
2018

Vor dem Hintergrund einer winterlichen Landschaft führt der Film zu den letzten Etappen der kurvenreichen Straße von Dianes spiritueller Reise. Von ihrer vorbildlichen Selbstaufopferung im Dienste für andere wird unsere Aufmerksamkeit nach innen auf die Versöhnung mit ihrer Vergangenheit gerichtet. Der Film zeigt die Spannung von Schuld und Vergebung ; er visualisiert Momente der Transzendenz, die durch die Routine von Dianes täglichem Leben scheinen.

Regie:
2018

Der Film setzt sich kritisch mit zeitgenössischer Sklaverei auseinander und zeigt die Notlage ausländischer Arbeiter in Singapur. Der Film, der Realität, Virtualität und Träume geschickt miteinander verknüpft, konzentriert sich auf die Untersuchung des Verschwindens von Arbeitern. Daraus entwickelt sich eine Reflexion über die Bedeutung von Grenzen, nationaler Souveränität und wirtschaftlicher Ausbeutung in einer globalisierten Welt sowie über die reale Möglichkeit der Solidarität zwischen Menschen aus verschiedenen Orten und Kulturen.

Mehr zum Festival

Der Tübinger Filmverleih Arsenal bringt "Sibel", den Preisträger der Ökumenischen Jury in Locarno 2018, in die deutschen Kinos.
Dietmar Adler, Mitglied der Ökumenischen Jury in Locarno 2018, stellt die Filme des internationalen Wettbewerbs vor.