Monster

Der Mexikaner Guillermo del Toro war schon immer von Monstern fasziniert. Eine Faszination, die sich durch all seine Filme zieht seit er 1993 mit „Chronos“ in Cannes internationales Aufsehen erregte. Seine „Frankenstein“ Verfilmung war ein Herzensprojekt, an dem er seit 25 Jahren gearbeitet hatte. „Es war gut, dass ich den Film nicht früher gemacht habe“, meinte er auf der Pressekonferenz in Venedig. „Jetzt war der richtige Zeitpunkt.“ Del Toros „Frankenstein“ ist spektakuläres, großes Kino, trotz seiner imposanten Effekte auch ein intensives Psychodrama. Ein Film, den man auf der großen Leinwand sehen muss, damit er seine visuelle Opulenz entfalten kann.

Viktor Frankenstein (Oscar Isaac) leidet unter der strengen Erziehung seines Vaters, eines Armee-Chirurgen (Charles Dance), seine geliebte Mutter stirbt bei der Geburt des jüngeren Bruders. Viktor träumt davon, den Tod zu besiegen und im Labor einen künstlichen Menschen zu erschaffen. Roboter plus Künstliche Intelligenz avant la lettre, möchte man sagen. In dem undurchsichtigen österreichischen Waffenhändler Heinrich Harlander (Christoph Waltz) findet er einen Sponsor, der bereit ist, ein riesiges Labor zu bauen und seine Experimente zu finanzieren. Harlanders Nichte Elizabeth (Mia Goth) ist ist mit Viktors jüngerem Bruder William (Felix Kammerer) verlobt. Nach aufwändigen Vorbereitungen wird in einer stürmischen Nacht Frankensteins Schöpfung (Jacob Elordi) mit Hilfe eines riesigen Blitzableiters zum Leben erweckt. 

Del Toro hat bewusst auf die typische Narbe auf der Stirn verzichtet, so wirkt das Geschöpf weniger monströs, sondern besitzt eine alabasterhafte Schönheit. Viktors Beziehung zu seinem Geschöpf ist eine von Herr und Knecht. Man könnte von einer kolonialen Dominanz sprechen, wie sie für das 19. Jahrhundert charakteristisch war. Während die erste Hälfte des Films aus der Sicht Viktors erzählt wird, erleben wir die zweite Hälfte aus der Perspektive des namenlosen ‚Monsters‘. Wir spüren seine Einsamkeit und seinen Wunsch nach menschlicher Nähe, der sich schließlich in der Person von Elizabeth erfüllt. Auch sie empfindet sich als Außenseiterin in einer Welt, in der kein Platz für sie ist. Viktor, dessen Avancen sie brüsk abgewiesen hat, wird in seinem Verhalten immer erratischer. Bei del Toro ist er weniger ein ‚mad scientist‘, als ein enttäuschter Liebhaber und frustrierter Schöpfer, dem die Kontrolle über seine Kreatur entgleitet.

In der Pressekonferenz erläuterte Guillermo del Toro seine Faszination für die Monster des Kinos. „Mit sieben Jahren habe ich zum ersten Mal ‚Frankenstein‘ von James Whale gesehen. Ich bin sehr katholisch aufgewachsen, aber die Idee der Heiligen habe ich nicht verstanden. Als ich dann Boris Karloff als Frankenstein sah, wusste ich endlich, was ein Heiliger ist.“ Es waren die beiden Filme von James Whale, „Frankenstein“ (1931) und „The Bride of Frankenstein“ (1935), die der katholische Junge in Guadalajara sah und die ihn sein Leben lang nicht mehr losgelassen haben. Als weiteren Einfluss zitierte er John Miltons poetisches Epos „Paradise Lost“ aus dem Jahr 1667, eine Geschichte von Rebellion und Sündenfall. „[B]esser ist/Der Hölle Herr zu sein, als des Himmels Sklave“. Die griechische Sage von Prometheus, der den Göttern das Feuer entreißt, dürfte eine weitere Quelle der Inspiration gewesen sein.

Eine ganz andere Art von Monster verkörpert Dwayne Johnson, genannt ‚The Rock‘, der nach dem Ende seiner Karriere als erfolgreicher Wrestler zum muskelbepackten Hollywood-Star wurde. In „The Smashing Machine“ spielt er Mark Kerr, einen Pionier der Sportart MMA (Mixed Martial Arts), einem Vollkontakt-Kampfsport, bei dem im Gegensatz zum Boxen auch geschlagen und getreten werden darf. Bei den MMA-Championships geht es folglich ziemlich brutal und blutig zu. Regisseur Benny Safdie benutzt den Dokumentarfilm „The Smashing Machine: The Life and Times of Extreme Fighter Mark Kerr“ (John Hyams, USA 2002) als Vorlage, um die Biographie von Mark Kerr zu erzählen. 

Wir sehen Mark Kerr, wie er bei seinen Kämpfen gefeiert wird und zuhause Konflikte mit seiner Freundin austrägt. Was immer sie für ihn tut, nie ist er zufrieden. Wenn sie ihm einen Smoothie mit fettarmer Milch macht, schüttet er ihn weg, weil er nur fetthaltige Milch trinkt, und Ähnliches mehr. Zuerst denkt man, muss man sich das anschauen, einen Film über Männer, die ihre Gegner blutig schlagen und gegen den Kopf treten, während sie am Boden liegen? Doch dann entwickelt die Geschichte eine unerwartete Faszination. Die harten Männer gehen außerhalb des Rings mit ihren Gegnern freundschaftlich und liebevoll um. Kerrs Rivale Mark Coleman wird zu seinem besten Freund und macht sich sofort auf den Weg von Ohio nach Arizona, als er erfährt, dass es dem anderen schlecht geht. Durch die ständige Einnahme von Schmerzmitteln ist dieser in eine Medikamentenabhängigkeit geraten. Um wieder auf die Beine zu kommen, macht er einen Entzug und schafft ein Comeback bei den Pride Championships in Tokio. 

Dwayne Johnson, der mit Hilfe von Gesichtsprothesen und einer Perücke an den realen Mark Kerr angeglichen wurde, beeindruckt in seiner ersten ernsthaften Rolle. Bei der Premiere in Venedig brach er angesichts des langanhaltenden Applauses in Tränen aus.Der New Yorker Regisseur Benny Safdie wurde mit dem Preis für die beste Regie ausgezeichnet.

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