achtung berlin - new berlin film award 2023

"Die toten Vögel sind oben" gewinnt Preis der Ökumenischen Jury


"Die toten Vögel sind oben" von Sönje Storm (Deutschland 2022) hat den Preis der Ökumenischen Jury beim 19. Filmfestival achtung berlin - new berlin film award (12-18. April 2023) gewonnen. Der Preis ist mit 1.000 € dotiert, gestiftet vom Erzbistum Berlin und der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Eine Lobende Erwähnung der Jury ging an "The Homes We Carry" von Brenda Akele Jorde (Deutschland 2022).

Die Begründung der Jury für ihren Preis lautet: "Der Zugang zum Dokumentarfilm gelingt sofort – über den Protagonisten Jürgen Friedrich Mahrt (1882-1940), Urgroßvater der Regisseurin Sönje Storm. Der ist zwar längst tot, aber in seiner Hinterlassenschaft äußerst präsent. Wir sehen, vermittelt durch viele Fotografien, einen besonderen Menschen bei der Arbeit. Einen Außenseiter, der zwar eigentlich Bauer ist, aber mehr noch ein Besessener, ein Naturforscher, ein Vogelkundler. Auch wenn die NS-Zeit unbefriedigend vage thematisiert wird, überzeugt der Film durch seine Detailliertheit und wie zärtliche Zuwendung.
Wir lassen uns gern erzählen, wie der Norddeutsche, bei der Luftwaffe zum Fotografen ausgebildet, nach dem Ersten Weltkrieg in die Natur flieht. Er sammelt Schmetterlinge, stopft Vögel aus, gründet sein eigenes kleines Museum und dokumentiert wie nebenbei mit großer Akribie und Geduld das Artensterben und die Zerstörung von Lebensräumen durch den Menschen. Damals interessierte das kaum jemanden – dieser Bauer war seiner Zeit weit voraus. Kein Konservativer, sondern ein Konservator, der uns spüren lässt, wie die Vergangenheit mit der Zukunft verbunden ist und die Bewahrung der Schöpfung mit der Achtung der Kreatur."

Ihre Lobende Erwähnung für "The Homes We Carry" begründet die Jury wie folgt: "Wo komme ich her, wo gehöre ich hin, was ist meine Heimat? Mit diesen Fragen beginnt die eindringliche Suche nach Identität und Zugehörigkeit der Protagonistin Sarah. Die junge afrodeutsche Mutter und Tochter einer Ostdeutschen reist mit ihrem Stillkind nach Southern Africa, der Heimat ihres Vaters und ehemaligen Vertragsarbeiters in der DDR. In Mosambik lebt auch der Vater ihrer Tochter. Sarah erzählt, wie sie mit Rassismus umgeht, Heimaten in verschiedenen Ländern findet – und ein Zuhause in sich selbst. So erhält ein wenig bekannter, weitgehend unaufgearbeiteter Teil jüngerer deutsch-deutsch-afrikanischer Geschichte ein Gesicht und eine ganz eigene Stimme, die lange nachklingt."

Mitglieder der Jury waren Alexander Aehlig, freier Fotograf und Kameramann; Polina Kundirenko, Studentin an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf und Regisseurin; Katharina Körting, freie Autorin, Redakteurin und Journalistin; und Marie Charlotte Merscher, Referentin des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB) Berlin.