73. Internationales Filmfestival Venedig

31.08.2016 bis 10.09.2016
Venedig

 

Aus einer Shortlist von zuletzt drei Filmen hat die INTERFILM-Jury beim 73. Internationalen Filmfestival in Venedig den Gewinner ihres Preises zur Förderung des interreligiösen Dialogs ausgewählt. Sie entschied sich zuletzt für den nepalesischen Film "Seto Surya" (White Sun) von Deepak Rauniyar. Er wurde in der Sektion "Orizzonti" gezeigt. Die beiden anderen Favoriten der Jury waren "Frantz" von François Ozon und die chilenische Produktion "El Cristo ciego" (Der blinde Christus) von Christopher Murray.

Den Goldenen Löwen verlieh die offizielle Festivaljury unter Jurypräsident Sam Mendes an den philippinischen Film "Ang babaeng humayo" (The Woman Who Left") von Lav Diaz, der an eine der Volkserzählungen Tolstojs, "Gott weiß die Wahrheit, aber er wartet" anknüpft. Die Jury hat damit einen der künstlerisch anspruchsvollsten Filme des Wettbewerbs von allein fast vier Stunden Länge ausgezeichnet. Eröffnet wurde das Festival mit dem romantischen Musical "La La Land" von Damien Chazelle. Emma Stone in der weiblichen Hauptrolle gewann den Preis für die Beste Darstellerin. Unter den 20 Wettberbsfilmen waren u.a. die neuen Werke von Andrej Končalovskij, François Ozon und Wim Wenders zu sehen. Emir Kusturica hat seinen Beitrag "Our Life" aus dem interreligiösen Filmprojekt "Words With Gods" zu dem abendfüllenden Spielfilm "Na mliječnom putu" (On the Milky Road) erweitert. Terrence Malick zeigte eine Meditation über die Zeit in seinem Dokumentarfilm "Voyage of Time". Den Abschluss des Festivals bildete die Neuverfilmung des Western "The Magnificent Seven", der seinerseits auf Akira Kurosawas "Die sieben Samurai" basiert. 

Das Festival hat die im vergangenen Jahr eingeführte Filmreihe "Cinema nel Giardino" zu einer eigenen Sektion ausgebaut, die ohne Eintrittskarte allen Besuchern offensteht. Der Markt-Bereich wurde unter dem Titel "Venice Production Bridge" neu strukturiert. Erweitert wurde auch das Programm "Biennale College", das jungen Filmemachern die Gelegenheit zur Entwicklung ihrer Projekte bietet.

Link: Festival-Website 

Auszeichnungen

White Sun
2015

Der Film erzählt die kuriose Geschichte einer Beerdigung in einem kleinen hinduistischen Dorf nach dem unversöhnlichen Konflikt zwischen Royalisten und Maoisten (1996-2006) in Nepal. Leichthändig eröffnet er einen interreligiösen Zugang für ein breites Publikum. Er zeigt augenzwinkernd, aber respektvoll, wie sich die unterschiedlichen Autoritäten streiten: über Rituale und Politik, das Kastenwesen und - eine Vaterschaft. Der Regisseur Deepak Rauniyar inszeniert den Konflikt zwischen erstarrten religiösen Traditionen und säkularen Weltanschauungen, zwischen Tradition und moderner Welt. Die hoffnungsvolle Botschaft: Lasst die nächste tolerante Generation neu anfangen.

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