Selbstzerstörerische Anpassung

"Fools" von Ramadan Suleman
Fools (Ramadan Suleman)

© trigon-film

>Fools< ist der erste abendfüllende Spielfilm eines schwarzen Südafrikaners. Der Debutfilm des 42-jährigen Regisseurs Ramadan Suleman spielt 1989 in dem Township Charterstown, dessen schwarze Honoratioren die Diktatur der Weißen selbstzerstörerisch verinnerlicht haben. Der schwarze Schuldirektor dient sich den Unterdrückern in Afrikaans an. Der Lehrer Zamani hat sich damit abgefunden, mit seinen Schülern den verhaßten Feiertag zu zelebrieren, an dem vermeintlich Südafrikas nationale Einheit entstand. Jedes Kind in Charterstown weiß es besser: Mit dem historischen Datum, an dem die Buren das Volk der Zulus abschlachtete, wiederholt sich für die Nachkommen der Ureinwohner die Demütigung, die eigene Unfreiheit hochleben lassen zu müssen.

Kurz vor dem Feiertag kehrt ein junger Mann nach Charterstown zurück, der in Swasiland studiert hat. Auch Zani will Lehrer werden; er träumt davon, seine Schüler über die Geschichte der Enteigung und Versklavung aufzuklären. Der Mitläufer Zamani ist dem Jungen nicht nur politisch suspekt. Aus den Briefen seiner fünfzehnjährigen Schwester Mimi hat Zani herausgelesen, daß ihr Lehrer sie vergewaltigt hat. Obschon das ganze Township davon weiß, wird der Schuldige nicht angeklagt. Mit Zanis Rückkehr kommt Bewegung in die festgefahrenen Verhältnisse. Ausgerechnet der tief gesunkene Lehrer wird es sein, der den Hitzkopf Zani nach einer Prügelei mit Gewalt predigenden Jugendlichen nach Hause bringt.

Die Szene, in der der Vergewaltiger im Elternhaus seines Opfers auf Mimis Großmutter und Schwester trifft, vermittelt das Dilemma eines Konflikts, dem Gesetze allein nicht beikommen. Für die Großmutter ist Zamani ein Gast, dem es Respekt zu bezeugen gilt. Für Mimis ältere Schwester ist er ein Kinderschänder, der seine Schwäche bei Schwächeren überspielt: Für den Regisseur ein Eingeständnis schwarzer und männlicher Schuld, zwiespältig wie Kollaboration, zerrissen wie das Bedürfnis nach Reue und Vergebung. Weil Ramadan Suleman diese Wunde offenhält, seiner Parabel, seinem Land und seinen Frauenfiguren Entwicklungen zugesteht, die zwischen Opfern und Tätern nicht durch fromme Vorsätze erreicht werden können, wird >Fools< noch lange Auseinandersetzungen heraufbeschwören: Wo Politik das Leben beherrscht, kann nichts als private Auseinandersetzung abgetan werden. Schon gar nicht das (Macht)Verhältnis von Mann und Frau.

Erstveröffentlichung: GRIP (Zeitschrift des Filmhaus Frankfurt e.V.) Nr. 18, Winter 1997