20. Westdeutsche Kurzfilmtage

Weg zum Nachbarn
22.04.1974 bis 27.04.1974
Oberhausen

Die INTERFILM-Jury vergab 1974 keinen Preis. Stattdessen gab sie die folgende Entscheidung bekannt:

"Die INTERFILM-Jury hat sich entschlossen, anlässlich der 20. Internationalen Westdeutschen Kurzfilmtage keinen Preis zu verleihen. Zu dieser Entscheidung hat die Schwierigkeit beigetragen, im diesjährigen Programm einen herausragenden Film zu finden, wie auch der Umstand, dass sich das internationale Kurzfilmschaffen der Gegenwart offensichtlich in einer Krise befindet.

Aufgrund dieser Überlegungen hat sich die INTERFILM-Jury entschlossen, die ihr zur Verfügung stehende Geldsumme von 2.000,-- DM (1.000,-- DM von der Leitung der Kurzfilmtage, 1.000,-- DM von der Evangelischen Kirche Deutschlands) dem lateinamerikanischen Filmschaffen zugute kommen zu lassen.

1.000,-- DM sollen dem Regisseur Luis Figueroa und der Produktion Perucinex S.A., Lima, zur Verfügung gestellt werden, deren Film "El Cargador" ("Der Lastenträger") im Lateinamerika-Programm zu sehen war.

Weitere 1.000,-- DM gehen an die Grupo Cine Labor in Mexico, die sich mit ihrem Film "Nuestras Vidas" ("Unser Dasein") als Stimme für eine unterprivilegierte Bevölkerung eingesetzt hat.

Zwar hat die INTERFILM-Jury keinen der lateinamerikanischen Filme überzeugend gefunden, doch schreibt sie dies dem Umstand zu, dass die notwendigen finanziellen Mittel fehlen. Mit ihrer bescheidenen Geste möchte die INTERFILM-Jury einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass die engagierten lateinamerikanischen Filmemacher die für die Kurzfilmtage und die ganze europäische Welt unentbehrlichen Informationsfilme noch besser realisieren können."

In den 70er Jahren haben die INTERFILM-Jurys in Oberhausen zahlreiche "Empfehlungen" ausgesprochen, die nicht als offizieller Preis verstanden wurden, sondern als Hinweis auf Filme, die für die kirchliche Film- und Bildungsarbeit Bedeutung haben könnten.

Die Empfehlungen der INTERFILM-Jury in Oberhausen 1974:

Empfehlungen:
Mitbürger, 7 Minuten, Walter Heynowski, von Gerhard Scheumann (DDR)
El Cargador (Der Lastenträger), 8 Minuten, von Luis Figueroa (Peru)
Tierras sin patronas (Land ohne Herren), Regie: Kollektiv von Filmemachern aus Kolumbien und den Niederlanden (Niederlande)
Nuestras vidas - Chashnami Nucanchijpaj Causai (Unser Dasein), von Grupo Cine Labor (Mexiko)
Tay Ho (Das Dorf in der 4. Zone), von Gitta Nickel (DDR)
Arbeiterehe, von Robert Boner (Schweiz)
Anyasag (Eine Mutter), 45 Minuten, von Ferenc Grunwalsky (Ungarn)
Privremeni zivot (Provisorisches Leben), 11 Minuten, von Prvoslav Maric (Jugoslawien)
Optimist i pesimist (Optimist und Pessimist), 8 Minuten, von Zlatko Grgic (Jugoslawien)
Ze zivota ptaku (Aus dem Leben der Vögel), 10 Minuten, von H. Born, J. Doubrova, Milos Macourek (CSSR)
Jabberwocky, 13 Minuten, von Jan Svankmajer (CSSR)
Leonarduv denik (Leonardos Tagebuch), 12 Minuten, von Jan Svankmajer (CSSR)