Panorama des internationalen Films

Bericht zum 18. CineFest Miskolc 2022
Return to Dust (Li Ruijun)

Gewinner des Emeric-Pressburger-Preises in Miskolc 2022: "Return to Dust" von Li Ruijun


Miskolc, viertgrößte Stadt Ungarns, zwei Stunden nordöstlich von der Hauptstadt entfernt: Jedes Jahr im September öffnet das CineFest Miskolc International Film Festival für Fachleute und Publikum die Kinosäle, um die bedeutsamsten und von der Kritik gelobten Filme zu zeigen. Es mutet wie ein kleines, familiäres Filmfestival an, aber CineFest hat sich zum wichtigsten internationalen Filmfestival Ungarns entwickelt. Alle hier gezeigten Filme im Wettbewerbs- und „Open-Eye”-Programm sind Premieren im Land.

Auch in diesem Jahr – zum 18. Mal – wartete das Festival mit qualitativ hochwertigen, internationalen Produktionen auf. Das Hauptaugenmerk lag auf den Spielfilmen des Wettbewerbs, hier waren 16 Filme zu sehen, die teilweise internationale Co-Produktionen waren. Unter diesen Filmen waren einige Werke dabei, die bereits in Cannes und Berlin viel Aufmerksamkeit auf sich zogen und nun auch dem ungarischen Publikum gezeigt werden konnten.

Filme im Spielfilmwettbewerb (Auswahl)

In der Auswahl der Wettbewerbsfilme liefen unter anderem auch folgende Filme, deren Premieren vom Miskolcer Publikum gut besucht wurden:

  • „Holy Spider” (Co-Produktion Dänemark/Deutschland/Schweden/Frankreich 2022; Regie: Ali Abbasi; Nominierung für die Goldene Palme in Cannes 2022)
  • „Boy from Heaven” (Co-Produktion Schweden/Frankreich/Finnland/Dänemark 2022; Regie: Tarik Saleh; Gewinner für das beste Drehbuch in Cannes 2022)
  • „Return to Dust” (VR China 2022; Regie: Ruijun Li; viel beachtete Weltpremiere bei der Berlinale 2022)
  • „Close” (Co-Produktion Belgien/Niederlande/Frankreich 2022; Regie: Lukas Dhont; Großer Preis der Jury in Cannes 2022)
  • „A Love Song” (USA 2022; Regie: Max Walker-Silverman)
  • „EO” (Co-Produktion Polen/Italien 2022; Regie: Jerzy Skolimowski; Preis der Jury in Cannes 2022)
  • „Les Choses Humaines/The Accusation” (Frankreich 2021; Regie: Yvan Attal)

Die ungarischen Filme im Spielfilmwettbewerb

Die Premieren der drei ungarischen Filme des Wettbewerbs fanden besonders viel Resonanz beim einheimischen Publikum. „Höhen und Tiefen” (Magasságok és mélységek, Regie: Sándor Csoma) erzählt die auf Tatsachen beruhende Geschichte des in Ungarn sehr bekannten Bergsteigers Zsolt Erőss, der 2013 beim Abstieg vom Mount Everest ums Leben kam. Regisseur Sándor Csoma richtet den Fokus auf die Perspektive seiner Witwe und ihren persönlichen Umgang mit dieser Tragödie. Der Regisseur und ein Teil der Filmcrew waren extra zur Premiere angereist.

„Sechs Wochen” (Six Weeks) der ungarischen Regisseurin Noémi Veronika Szakonyi erzählt von der entscheidenden Zeitspanne, die die Teenager-Mutter Zsófi verbringt, um über die Adoption ihrer Tochter zu entscheiden. Dieser Spielfilm wurde von den Kritikern sehr beachtet und erhielt schließlich auch den von der internationalen Jury verliehenen Adolph-Zukor-Preis (Großer Preis des Festivals).


Die ungarische Komödie „Riviera Ost” (Riviera East) des Regisseurs Balázs Lévai fiel im Wettbewerb neben den ganzen Dramen ein wenig aus dem Rahmen, kam aber beim Publikum sehr gut an und erhielt den begehrten Publikumspreis. Die Zuschauer konnten online über die Filme abstimmen. Die Handlung spielt Mitte der 1980er-Jahre. Getarnt als westdeutsche Urlauber verbringt eine Familie ihre Ferien am Plattensee und findet sich plötzlich inmitten eines Spionage-Durcheinanders wieder.

Die Auszeichnungen

Der wichtigste Preis, der Emeric-Pressburger-Award (Großer Preis des Festivals für den besten Film) wurde von der internationalen Jury an den chinesischen Film „Return to Dust” verliehen. Die FIPRESCI-Jury (Fédération Internationale de la Presse Cinématographique) entschied sich ebenfalls für „Return to Dust” als besten internationalen Film. Regisseur Li Ruijun erzählt in poetischen Bildern die Geschichte zweier Menschen am Rande der Gesellschaft, die durch eine arrangierte Ehe zueinander finden und ihr hartes Leben auf dem Land gemeinsam meistern. Die CICAE-Jury (Confédération Internationale des Cinémas d’Art et d’Essai) wählte den Film „Close” (Belgien/Niederlande/Frankreich 2022) zu ihrem Siegerfilm. Der Preis der Ökumenischen Jury (ernannt von SIGNIS und INTERFILM) ging an den Film „Il buco – Das Loch” (Italien/Frankreich/Deutschland 2021) des italienischen Regisseurs Michelangelo Frammartino, dessen Uraufführung beim Filmfestival in Venedig 2021 stattfand und der im gleichen Jahr den International Newcomer Award für die Beste Regie beim Internationalen Filmfestival Mannheim-Heidelberg gewann.