One-Future-Preis 2022

Auszeichnung für interreligiöses Roadmovie
Nicht ganz koscher - eine göttliche Komödie (Stefan Sarazin, Peter Keller)

Nicht ganz koscher - eine göttliche Komödie


Der 37. One Future Preis der Interfilm-Akademie München geht an "Nicht ganz koscher - eine göttliche Komödie" von Stefan Sarazin und Peter Keller (Deutschland 2022). Er wurde beim Filmfest München 2022 (23. Juni - 2. Juli) vergeben. Eine Lobende Erwähnung erhielt "Paloma" von Marcelo Gomes (Brasilien, Portugal 2022). Für ihre besonderen Verdienste wurden die Kommunikationswissenschaftlerin und Filmautorin Stefanie Landgraf und der Kameramann und Filmregisseur Johannes Gulde mit dem Ehrenpreis der Interfilm-Akademie ausgezeichnet.

In der Begründung für die Auszeichnung von "Nicht ganz koscher - eine göttliche Komödie" heißt es: "Ein orthodoxer Jude, der mit einem Sonderauftrag nach Alexandria durch die Wüste reist, und ein muslimischer Beduine, der sein Kamel sucht, begegnen sich in der Wüste Sinai. Damit beginnt notgedrungen eine gemeinsame Reise mit vielen Schwierigkeiten, auf der sie lernen, ihre unterschiedlichen religiösen und kulturellen Überzeugungen in zunehmend toleranter und humorvoller Weise gegenseitig zu respektieren. Vorwärts geht es für beide Männer nur gemeinsam, aber wie vereint man 613 jüdische Glaubensregeln mit den archaischen Gesetzen der Wüste? Als auch noch das Auto den Geist aufgibt, geht es bald nicht mehr nur ums gemeinsame Essen, sondern uns nackte Überleben. Ein Roadtrip durch die Wüste Sinai, wie er absurder nicht sein kann, ein turbulenter wie nachdenklicher Film um unterschiedliche Kulturen und der Frage nach Identität, der das Kinopublikum ermutigt, sich kontroversen Themen zukünftig mit mehr Toleranz, Verständigungsbereitschaft und mehr Optimismus zu stellen."


Zur Auszeichnung von "Paloma" mit einer Lobenden Erwähnung heißt es in der Jurybegründung: "Der brasilianische Film Paloma von Marcelo Gomes feierte seine Weltpremiere beim Filmfest München. Eine Transfrau kämpft um ihr Recht zu heiraten. Die brasilianische Schauspielerin Kika Sena ist als Paloma in der Titelrolle mit ihrem Filmdebüt zu sehen. Paloma erzählt in einer romantisch-tragischen Geschichte über „Jemanden auf der Suche nach Selbstbestimmung“. Paloma führt als Transfrau ein einfaches und glückliches Leben mit Tochter und Partner. Ihr Leben ist stabil und geordnet, wäre da nicht ihr sehnlichster Wunsch, kirchlich getraut zu werden. Der Priester lehnt ihr Ansinnen ab mit der Begründung, die Kirche würde derartige Trauungen nicht erlauben. Vergeblich bittet sie in einem Schreiben an den Papst um Erlaubnis einer Eheschließung mit all ihren Freund*innen als Gäste. Zugleich ist es ein Ringen um gesellschaftlich Annerkennung.


Marcelo Gomes und seiner Hauptdarstellerin Kika Sena gelingt es, diesen Weg auf sehr authentische, zugleich poetische Weise zu erzählen. Paloma wird Opfer von Gewalt, Verrat, Vorurteilen und Ungerechtigkeit. Aber nichts kann den Glauben und die Enschlossenheit dieser Transfrau erschüttern. Gomes setzt auf die Kraft der Bildsprache, geht sparsam mit Dialogen um. Man nimmt feinsinnig gearbeitetes Sounddesign wahr, um Palomas Innerlichkeit nachzuempfinden, die für jeden das Recht zu träumen postuliert. Der Film erzählt zugleich von der brasilianischen Gesellschaft, von den Schwierigkeiten, Bedrohungen und Gefahren, denen Transfrauen nicht nur in Brasilien ausgesetzt sind.

Ein starker, sehr überzeugender Film, der Mut macht, nicht aufzugeben. Das Changieren zwischen Traum und Realität stellt die Situation der Hauptfigur und ihren Kampf für Akzeptanz dar, der auch übertragen werden kann auf andere Bereiche, andere Kämpfe eines Individuums für Veränderung, Menschlichkeit und Freiheit, mehr Freiheit, mehr Menschlichkeit, mehr Toleranz, nicht nur in Brasilien, sondern überall. Marcelo Gomes Film Paloma ist ein hoffnungsvolles Plädoyer für eine gemeinsame bessere Zukunft: ONE FUTURE, erzählt mit einer großartigen Hauptdarstellerin."

Mitglieder der Jury waren Galina Antoschewskaja (Filmjournalistin), Eckart Bruchner (Pfarrer und Vorsitzender der Interfilm-Akademie), Bhagu T. Chellany (Architekt und Stadtplaner), Ileana Cosmovici (Regisseurin), Natalia Putintseva (internationale Projektmanagerin) und Christine Weissbarth (Schauspielerin und Moderatorin).