Mehr als ein Kriminalfilm

"Le confessioni" von Roberto Andò. Von Charles Martig
Le confessioni


Der Verweis auf den Hitchcock-Film «I confess» (1952) ist nicht nur im Titel des neuen Films von Regisseur Roberto Andò offensichtlich. Es handelt sich bei «Le Confessioni» ebenfalls um eine Art von Kriminalfilm. In einem Luxushotel an der Ostsee findet ein G8-Gipfel statt. Der Direktor des Internationalen Währungsfonds lädt dazu einen italienischen Mönch ein, um bei ihm zu beichten. Am nächsten Tag ist der IWF-Direktor tot. Der Mönch ist an das Beichtgeheimnis gebunden, das er auch in dieser schwierigen Lage wahrt. Trotz Druckversuchen schützt er das Geheimnis.

Wie bereits bei Hitchcock gibt es einen Grundkonflikt, der sich aus der Beichte ergibt. In diesem Fall ist es ein mächtiger Wirtschaftsmann, der die Beichte benutzt, um aus einem Dilemma zu entkommen. Der Regisseur spielt geschickt auf einer doppelten Ebene: es gibt einen Nimbus des Geheimen und Unverständlichen rund um die Elite der Wirtschaftsminister. Diese Überhöhung bringt er mit Bildern des luxuriösen Treffens in Heiligendamm zum Ausdruck. Dem gegenüber stellt er den einfachen Auftritt des Mönchs, der sich menschlich gibt und die Nöte der Politiker zu verstehen versucht. Der Mönch ist eine Art Medium, das die Verbindung zwischen der Sphäre der Elite und dem normalen Leben herstellt. «Le Confessioni» ist deshalb mehr als nur ein Kriminalfilm mit Suspense, Mord und Auflösung. Es handelt sich um eine subtile Reflexion über Werte und Lebensweisen. Beim Internationalen Filmfestival von Karlovy Vary wurde «Le Confessioni» mit dem Preis der Ökumenischen Jury ausgezeichnet.

© Charles Martig. Mit freundlicher Genehmigung des Autors.
Quelle: www.medientipp.ch