"Conducta": Jedem eine Chance

Eine Rezension von Charles Martig
Conducta (Behaviour)

© trigon-film


Im Schulsystem von Kuba machen sich Krisenzeichen breit. Pensionierte Lehrkräfte werden zurück an die Schulen geholt, um Kindern eine Ausbildung zu geben. Dass es sich hier nicht nur um Schulwissen handelt beweist Carmela, die mit viel Herzblut ihre Primarklasse führt. Chala, ein aufgeweckter Junge, der für seine alkohol- und drogensüchtige Mutter sorgt und das notwendige Geld mit der Aufzucht von Kampfhunden verdient, ist für Carmela eine harte Nuss. Ihn hat sie ins Herz geschlossen. Nachdem ihre eigene Familie nach Miami auswandert, kümmert sich Carmela um das Wohlergehen von Chala, dem eine Abschiebung ins Erziehungsheim droht. Die mutige Carmela scheut nicht davor zurück, mit dem Schulsystem und dem Regime auf Konfrontationskurs zu gehen, denn jedes Kind soll eine Chance bekommen.

In Kuba war «Conducta» ein soziales Phänomen: der am heissesten geliebte und am heftigsten diskutierte Spielfilm im Jahr 2014. In Zusammenarbeit mit Filmstudierenden hat Regisseur Ernesto Daranas ein sozialkritisches Drama inszeniert, das gleichzeitig eine Hommage an die Stadt Havanna und ihre Kinder ist. In warmen Farben erzählt der Film von Missständen und Lebensmut, vom harten Überlebenskampf eines Jungen. Dabei stellt sich immer wieder die Frage, wie der Traum von einem guten Leben heute in Kuba aussehen soll? «Conducta» ist ein Film gegen die Perspektivlosigkeit, ein Plädoyer für eine Öffnung und ein Aufruf zum politischen Widerstand.

Der Film ist beim schwezer Verleih trigon-film als DVD erschienen, in spanischer Originalfassung mit deutschen und französischen Untertiteln. Link: trigon-film