Russische Filme gewinnen beim Filmfestival Cottbus 2011

Bericht von Christoph Strack, Mitglied der Ökumenischen Jury (Berlin)

Zwei russische Filme haben beim 21. Festival des osteuropäischen Films in Cottbus das Rennen gemacht. Die internationale Jury zeichnete am Wochenende das Werk Portrait im  Zwielicht von Angelina Nikonova mit dem mit 20.000 Euro dotierten  Hauptpreis für den besten Film aus. Er zeigt am Beispiel einer jungen Frau aus der Mittelschicht, die in einer Notlage von Polizisten vergewaltigt wird, ein kritisches Bild der russischen Gesellschaft. Den Preis für die beste Regie erhielt Vladimir Kott für seinen beim Cottbuser Publikum besonders beliebten Film Gromozeka; er stellt unterhaltsam und zugleich ernst am Beispiel dreier Moskauer Männer deren spannungsreiches Verhältnis zu ihren Frauen dar.

Die Ökumenische Jury verlieh ihre Auszeichnung an den rumänisch-polnischen Animationsfilm Crulic - Der Weg ins Jenseits von Anca Damian. Er schildert dokumentarisch angelegt den verzweifelten Kampf eines zu Unrecht in Polen inhaftierten rumänischen Migranten um Gerechtigkeit. Dabei gelinge es der Regisseurin "in innovativer Weise, den Sprachlosen eine Stimme zu geben", begründete die Jury ihren Entscheid. .
 
Im Rahmen der Preisverleihung wurden insgesamt Auszeichnungen im Gesamtwert von über 75.000 Euro verliehen. Seit Dienstag waren bei dem Festival, das als weltweit wichtigste Standortbestimmung der Filmszene in Mittel- und Osteuropa gilt, mehr als 140 Produktionen aus über 30 Ländern zu sehen. Darunter waren zehn Weltpremieren, sieben internationale und 43 deutsche Erstaufführungen.
 
Das Film Festival endete mit einem Publikumstag, an dem mehrere der ausgezeichneten Beiträge in den verschiedenen Spielstätten noch einmal liefen. Der Oberbürgermeister der Lausitzstadt, Frank Szymanski, zeigte sich bei der Verleihung der Auszeichnungen zuversichtlich, dass der Zuschauerrekord des Vorjahres von gut 19.000 Gästen während der sechs Festivaltage im Jahr 2011 überboten werde.
 
Festivaldirektor Roland Rust kündigte zum Abschluss offiziell an, dass das Festival 2012 einen Schwerpunkt auf das Thema "Osteuropa der Religionen" setzen wolle. Er verwies auf den Fokus des jetzt beendeten Festivals; es hatte zum Thema "Osteuropa der Regionen" 15 Arbeiten aus unterschiedlichen Jahrzehnten im Programm. Auch beim Thema Religionen gebe es in Osteuropa "sehr viel zu entdecken", so Rust. Neben protestantischem, katholischem und orthodoxem religiösem
Leben solle es in den Filmen des nächstjährigen Schwerpunktes auch um das jüdische Leben in der Region und das Thema Islam gehen.
 
Beim ökumenischen Filmempfang in der Schlosskirche vom Donnerstag hatte der Festivaldirektor zuvor schon ausgeführt, das Verhältnis der Kirchen zur Filmkultur sei "ein eigenes, nicht ganz konfliktfreies Kapitel". Das diesjährige Festival mit dem Thema "Osteuropa der Regionen" zeige aber bereits, welche Bedeutung dieses Kapitel habe. Rust verwies auf den Eröffnungsfilm des polnischen Regisseurs Lech Majewski. In Die Mühle und das Kreuz erzählt er als aufwendiges Historiendrama die Entstehung des Gemäldes "Die Kreuztragung Christi" von Pieter Brueghel dem Älteren (um 1525-1569). Dies sei 2011 bei weitem nicht der einzige Film mit religiösen Bezügen.
 
Den Kirchenempfang bezeichnete Rust als schon traditionell und einen der Höhepunkte des sechstägigen Festivalgeschehens. Bei der Begegnung hob der Präsident der Internationalen Kirchlichen Filmorganisation INTERFILM, der Schweizer Hans Hodel, die Bedeutung des langjährigen ökumenischen Engagements bei Filmfestspielen hervor. An dem Empfang nahmen auch die vier Mitglieder der Ökumenischen Jury aus der Schweiz, Österreich, Rumänien und Deutschland teil.
 
Im Rahmen des Empfangs verlieh Rust den mit 4.000 Euro dotierten Cottbus Discovery Award an den Nachwuchsregisseur Srdan Keca. Der 1982 im heutigen Serbien geborene Filmemacher, der in London lebt, ist beim aktuellen Festival in der Programmreihe "globalEAST" mit seinem Werk Illusion vertreten. (Siehe auch den englischen Bericht von Alina Birzache.)