71. Internationales Filmfestival Venedig

Mostra Internazionale d'Arte Cinematografica
27.08.2014 bis 06.09.2014
Venedig
INTERFILM Jury Venice 2014

© Karsten Visarius

Die INTERFILM-Jury, v.l.: Ralf Meister, Tomas Axelson, Anita Nipah

Die 71. Mostra del cinema unter Direktor Alberto Barbera zeigte ein künstlerisch ambitioniertes Programm in beiden Wettbewerbssektionen, Venezia 71 und Orizzonti. Die INTERFILM-Jury, die beide Sektionen berücksichtigt, vergab ihren Preis zur Förderung des interreligiösen Dialogs an den französischen Beitrag "Loin des hommes" von David Oelhoffen. Sie hob außerdem den außerhalb des Wettbewerbs gezeigten Kompilationsfilm "Words With Gods" hervor, der neun Kurzfilme von bekannten Regisseuren zum Thema Religion vereinigt. Der Goldene Löwe für den besten Film ging erstmals an einen schwedischen Film, "En duva satt på en gren och funderade på tillvaron" (A Pigeon Sat on a Branch Reflecting on Existence) von Roy Andersson, der Silberne Löwe für die beste Regie an den Russen Andrej Končalovskij für seinen Film "Belye noči počtalona Alekseja Trjapicyna" (The Postman's White Nights). Auch die SIGNIS-Jury zeichnete "Loin des hommes" aus.

Zu "Words With Gods" sagte die Jury bei der Preisverleihung: "Wir möchten zusätzlich den außerhalb des Wettbewerbs gezeigten Film 'Words With Gods' hervorheben, der die Komplexität und Unterschiedlichkeit religiöser Überzeugungen in verschiedenen kulturellen und sozialen Zusammenhängen zeigt. Die Macht und die Stärke, die Ambivalenzen und Gefahren, der Trost und die Hoffnung der Religion werden in neun Kurzfilmen entfaltet, die von bekannten Regisseuren gedreht wurden. Der Film ist mehr als ein persönliches Bekenntnis oder eine Information über Glauben heute: er ist ein Projekt zur Arbeit am religiösen Dialog und eine Übung in Toleranz."

Link: Festival-Homepage

Während des Festivals drehte Gianna Urizio, Mitglied des Steering Committees von INTERFILM und Präsidentin ihrer italienischen Mitgliedsorganisation Roberto Sbaffi, Interviews mit den Jurymitgliedern, die Sie in dem folgenden Video sehen können.

INTERFILM-Preis zur Förderung des Interreligiösen Dialogs

Den Menschen so fern
2014

In seinem Film "Loin des hommes", gedreht nach einer Erzählung von Albert Camus, erzählt der Regisseur ein Gleichnis von der Überwindung der Feindschaft durch Menschlichkeit. Zwischen zwei Männern, die beide trotz ihrer unterschiedlichen nationalen, sozialen und religiösen Herkunft die Würde des anderen achten, entwickelt sich eine einzigartige Freundschaft über kulturelle Barrieren hinweg. In der atemberaubenden Landschaft Algeriens gedreht, ist dem Regisseur ein Film gelungen, den Klarheit und ethische Präzision auszeichnen. Der Film führt uns die existenzielle Entscheidung vor Augen, jederzeit korrumpierte kulturelle Normen, Vorurteile und Hass außer Kraft setzen zu können. Die Geschichte, die David Oelhoffen erzählt, ist ein Aufruf zur Gleichheit, zum Leben und zur Anerkennung des anderen als unseren Nächsten. 

“Jede Generation fühlt sich ohne Zweifel berufen, die Welt besser zu machen. Meine Generation weiß, dass sie sie nicht besser machen wird, aber sie hat eine Aufgabe, die vielleicht noch grösser ist. Sie besteht darin, zu verhindern, dass die Welt sich selbst zerstört” (Albert Camus in seiner Nobelpreisrede, Stockholm 1957

Statuten des Preises als PDF (engl.)

Mehr zum Festival

Heike Kühn, Filmkritikerin und INTERFILM-Mitglied, spürt der sozialkritischen, skeptischen Unterströmung des Wettbewerbsprogramms in Venedig nach