67. Internationale Filmfestspiele Berlin

09.02.2017 bis 19.02.2017
Berlin

Die Mitglieder der Ökumenischen Jury, v.l.: S. Brent Rodrigues-Plate, Annette Gjerde Hansen, Jurypräsident Charles Martig, Markus Leniger, Zsuszanna Bányai und Herrmann Kocher (Foto: © Ekko von Schwichow)

 

Ildikó Enyedis "On Body and Soul" ist der Gewinner der Berlinale 2017. Der Film erhielt nicht nur den Goldenen Bären, sondern auch den Preis der Ökumenischen Jury sowie den Preis der Internationalen Filmkritik. Im Forum vergab die Ökumenische Jury ihren Preis an "Maman Colonelle" von Dieudo Hamadi, im Panorama an "Investigating Paradise" von Merzak Allouache. Lobende Erwähnungen gingen an "A Fantastic Woman" von Sebastián Lelio (Internationaler Wettbewerb), an "I Am Not Your Negro" von Raoul Peck (Panorama) und an "El mar la mar" von Joshua Bonnetta und J.P. Sniadecki (Forum).

Die Internationale Jury unter Jurypräsident Paul Verhoeven zeichnete außerdem mit Silbernen Bären die Filme "Felicité" von Alain Gomis (Großer Preis der Jury), "Pokot" von Agnieszka Holland (Alfred-Bauer-Preis) und "The Other Side of Hope" von Aki Kaurismäki (Beste Regie) aus. Einen Silbernen Bären für das Beste Drehbuch erhielten Sebastián Lelio und Gonzalo Maza für "A Fantastic Woman". 

Mit dem Eröffnungsfilm "Django" von Etienne Comar über den französischen Jazzgitarristen Django Reinhardt begann die 67. Berlinale am 9. Januar. Im internationalen Wettbewerb konkurrierten 18 Filme um die Festivalauszeichnungen. Der Wettbewerb zeigte drei Beiträge aus Deutschland: Volker Schlöndorffs "Return to Montauk", Andres Veiels "Beuys" und Thomas Arslans "Helle Nächte", dessen Hauptdarsteller einen Silbernen Bären als Bester Darsteller erhielt. Als Berlinale Special Gala war ein weiterer Film von Raoul Peck, die Filmbiografie "Der junge Karl Marx", zu sehen.

Link: Festival-Homepage

 

Auszeichnungen

On Body and Soul
2017

Viele unter uns kämpfen mit irgendwelchen Schwächen, ob physischer oder mentaler Natur. 'On Body and Soul' (Von Körper und Seele) erzählt eine berührende, komplizierte Liebesgeschichte, die in einem Schlachthaus beginnt. Die Seelen der beiden Hauptfiguren scheinen miteinander verknüpft zu sein, aber sie streben auch nach physischer Berührung. Mit subtilen Bildern schärft Ildikó Enyedi unsere Sinne und setzt zugleich Fragen nach unserer Beziehung mit anderen in Gang. Der Film zeigt, wie wir unsere Unvollkommenheit überwinden und uns mit anderen kreatürlichen Wesen verbinden können.

A Fantastic Woman
2017

Der Film erzählt eine bewegende Geschichte über eine transsexuelle Frau in Chile. Trotz gesellschaftlicher Ächtung und persönlicher Demütigung kämpft Marina für ihre Rechte und um ihre menschliche Würde. Einerseits wehrt sie sich gegen eine Reduzierung auf ihr Geschlecht und kämpft zugleich für die Freiheit, ganz sie selbst sein zu könne

Investigating Paradise
2017

Eine junge algerische Journalistin erforscht die unterschiedlichen Paradieserzählungen im Islam. Das Projekt demonstriert die Macht theologischer Konzepte und ihren Einfluss auf das Alltagsleben und führt zugleich Elemente der Bruchstückhaftigkeit und Vielfältigkeit des Islam vor Augen. Merzak Allouaches Film warnt vor der Gefahr, aus dem Paradies eine Ware zu machen, deren Preis das Leben junger Männer und Frauen ist.

Regie:
2016

Bezogen auf den historischen Kontext der amerikanischen  Bürgerrechtsbewegung in den 50er und 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts, kombiniert mit Texten von James Baldwin, erhält dieser Dokumentarfilm seine Aktualität dadurch, dass er universelle Fragen von Gerechtigkeit und Menschenrechten aufwirft.

Regie:
2017

Honorine Munyole leitet eine Spezialeinheit der kongolesischen Polizei, die sich der Aufgabe widmet, missbrauchten Frauen und Kindern zu helfen. Maman Colonelle, wie sie genannt wird, ist eine Heldin des Alltags, die Kraft, Mut und Heilung nach Kisangani bringt. Dieudo Hamadi führt uns nahe an sein Thema heran, verdeutlicht die traumatischen Folgen von Gewalt und zeigt dann, wenn auch keine Utopie, so doch die Möglichkeit einer sozialen Gemeinschaft von Überlebenden, in der es wieder Hoffnung gibt.

2017

Erst verirrt man sich in der Wüste, dann im Kino. Unsere Sinne versuchen sich anzupassen, sich den Bildern und Tönen des grenzenlosen, manchmal mystischen Raums zu öffnen und anzuverwandeln. Joshua Bonnetta und J. P. Sniadeckis Film lehrt den Zuschauer, die Zeichen der Wüste zu lesen, indem er die Zeichen des Films zu lesen lernt. Wir entdecken einen Ort der Indifferenz, während die Geschichten von Migranten, die die Grenze zwischen Mexiko und den USA überqueren, in eine Landschaft ohne Gnade führen. Eine heftige und dennoch bereichernde Erfahrung.